Work - Leadership - Society: Ambivalenz-Management

Hintergrund

Am 27. und 28. November fand die Konferenz Work - Leadership - Society der Evangelischen Akademie Frankfurt statt. Dort fand sich eine inspirierende Mischung von Vertretern aus Wirtschaft, Gesellschaft und Kirche zusammen. Unter den Referenten waren unter anderem Anette Mühlberg (Bundesvorstand ver.di), Friedrich Jüngling (Vorstand Deutsche Leasing AG), Prof. Dr. Torsten Meireis (Universität Bern) , Dr. Norbert Huchler (Institut für sozialwissenschaftliche Forschung e. V) sowie Prof. Dr. Wegner (Sozialwissenschaftliches Institut der EKD).

Besonders wertvolle Diskussionen ergaben sich im Anschluss an den Vortrag zur Industrie 4.0 von Dr. Norbert Huchler. So gab es einen weiten Konsens, eine ausgewogene Sichtweise auf die Industrie 4.0 zu finden. Diese Sichtweise sollte sowohl die Chancen als auch die Risiken würdigen. Eine einseitige Betonung von Chancen aber auch der Risiken wird der Ambivalenz des Themas nicht gerecht. Mehr noch, die Polarisierung behindert den konstruktiven Dialog, der die Balance zwischen Chancen und Risiken sucht.

Der ausgewogene Umgang mit Ambivalenzen ist eine Herausforderung, die nicht nur auf Ebene der institutionalisierten Organisationen stattfindet, sondern auch auf der individuellen Ebene.

Ambivalenz-Management bei Führungskräften

Gerade Führungskräfte sehen sich regelmäßig ambivalenten Situationen ausgesetzt. Sie stehen oft im Mittelpunkt unterschiedlicher Stake Holder, die unterschiedliche Interessen verfolgen. Typische Beispiele sind die Verteilung knapper Güter wie z.B. Fortbildungsbudgets oder Boni. Selbst in diesen typischen Situationen ist die Herausforderung für Führungskräfte groß: Nicht nur müssen die Interessen der Stake Holder abgewogen werden, die Entscheidung selbst ist typischerweise transparent zu machen - im Sinne der eigenen Ansprüche an das Führungsverständnis und gemäß den Führungsgrundsätzen der Organisation. Das unbewusste Erleben der Führungskraft lässt sich dann oftmals direkt an den sprachlichen Bildern ablesen: "Ich fühle mich hin und her gerissen".

Interventionsangebote des Coaches

Diese inneren Bilder können wirksame Ansatzpunkte eines Coaches sein. Abstrakt formuliert ist das übergeordnete Ziel der Coaching-Aktivitäten die Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen dem Unbewussten - der Ebene der Bilder - und dem bewussten Denken. Dabei kann der Coach nur Angebote machen, die Führungskraft entscheidet, welches der Angebote sie als schlüssig empfindet, welches Angebot Resonanz bei ihr auslöst. Zum Thema Ambivalenzmanagement haben sich die folgenden Bilder als wertvoll erwiesen:

  • Pendel: Das Bild des Pendels unterstützt insbesondere das dynamische Wechseln zwischen den beiden Ausprägungen der Ambivalenzen.
  • Inneres Parlament: Das innere Parlament kann einerseits den Prozess der Entscheidungsfindung unterstützen. Reden und Gegenreden, plädieren und diskutieren sind ja typische Elemente in einem parlamentarischen Prozess. Dabei werden die Themen vielschichtig beleuchtet. Dies lässt sich insbesondere gut für Themen nutzen lässt, die nicht nur ambivalent, sondern multivalent im Erleben auftauchen.
  • Regler: Der Regler eignet sich, den Fokus auf die bewusste Selbststeuerung des Coachees zu unterstützen.

Der Coachee prüft im Rahmen des Coaching-Prozesses die angebotenen Bilder auf Resonanz bei sich. Er alleine kann beurteilen, ob und welches der Bilder sich zieldienlich auf sein inneres Erleben auswirken.

In dem Beitrag wurde ein einzelner Aspekt fokussiert - nämlich das innere Erleben von Ambivalenz Situationen. Oftmals kann eine Begleitung des dargestellten Ansatzes durch ergänzende Maßnahmen - z.B.  zur Erhöhung der Distanziertheit - sinnvoll sein.